Bachelorarbeit: „Multifunktionales Forsttragesystem“
von Lukas Plechinger und Felix Jäger
Der Anteil des Holzeinschlages durch vollmechanisierte Holzernteverfahren nimmt stetig zu. Gründe hierfür sind die immer größeren Fortschritte in der Forsttechnik, Rationalisierungsmaßnahmen als betriebswirtschaftlicher Anreiz und die präventive Erhöhung der Arbeitssicherheit. Kranvollernter und Rückezug sind jedoch nicht bei jeglichen Gegebenheiten, wie z. B. starker Hangneigung, Blocküberlagerung oder wasserbeeinflussten Bodenverhältnissen einsetzbar. Hier ist und bleibt der Einsatz von Forstwirt*innen und somit von motormanuellen Holzernteverfahren auf der Fläche unabdingbar. Darüber hinaus verschieben sich die Einschlagszeiten aufgrund von erhöhtem ZE-Aufkommen der letzten Jahre, durch biotische Schädlinge und abiotische Ereignisse als indirekte Folge der Klimaerwärmung immer weiter in die Vegetationsperiode.
An der oben beschriebenen Situation wird sich kurz bis mittelfristig nichts ändern. Dies ist ebenfalls nicht das Thema, welches mit der Arbeit behandelt werden soll, sondern wie die Gegebenheiten für die Ausführenden verbessert werden können.
Betrachtet man die Ausgangssituation, kommt man zu der Erkenntnis, dass die vorhandenen Werkzeuge und Gerätschaften zwar vorhanden sind, aber der Transport für eine Person kaum möglich ist und selbst schon zu einer starken Arbeits- und Gewichtsbelastung führen kann. Das ermittelte Gesamtgewicht beläuft sich auf etwa 27 kg pro Person ohne mechanische Fällhilfe. So sind die Forstwirt*innen in der motormanuellen Holzernte oft gezwungen, Abstriche zulasten der Sicherheit, Hydration oder Ergonomie auf sich zu nehmen. Daraus resultiert in der Praxis oft ein Verzicht für die Ausführenden trotz maximaler Auslastung, wie z. B. die Vernachlässigung einer optimalen Wasserversorgung.
Ein ergonomischer Transport, die Möglichkeit einer stetigen Hydration und ein erhöhtes Mindestmaß an Schutz ist alleinig mit einem Gurttragesystem, wie es momentan Stand der Technik ist, nicht möglich.
Benötigt wird ein ausgeklügeltes Transportsystem mit integriertem Hydrationssystem und der Möglichkeit, unterschiedliche Gerätschaften und Werkzeuge variabel zu befestigen.
Die Belastung durch den Transport zwischen den eigentlichen Arbeitsschritten soll deutlich erleichtert und eine permanente Wasserversorgung gewährleistet werden.
Nur durch eine permanente Wasserversorgung kann einer Dehydration präventiv entgegengewirkt werden. Um die Sicherheit um ein Mindestmaß für die Auszuführenden zu erhöhen, verfügt das Tragesystem zum Schutz der Wirbelsäule über einen Rückenprotektor, um so die sensibelsten Stellen des Skeletts den Rücken neben dem Kopf durch den Forsthelm zu schützen.
Das Gewicht des Werkzeuges muss optimal auf den Körper verteilt werden, um eine größtmögliche Reduzierung der physischen Belastung zu ermöglichen, bei gleichzeitig bestmöglichen Tragekomfort für den Anwender. Eine ergonomische Arbeitsweise darf durch das Tragesystem nicht eingeschränkt werden, sondern soll nach Möglichkeit gefördert werden. Die Transpiration des Körpers soll weiterhin bestmöglich bestehen bleiben und ein
übermäßiges Schwitzen und Überhitzen des Körpers durch große Kontaktoberfläche vermieden werden. Weiterer Stauraum für sensible Gerätschaften und persönliche Gegenstände sollen durch das neuartige multifunktionale Forsttragesystem ermöglicht werden.
Dafür wurden Prototypen eines multifunktionalen Forsttragesystems entwickelt, welche dieser Aufgabe soweit als möglich gerecht werden sollen in einem Praxisversuch getestet.
Ziel der Forschung ist es, durch eine empirische Studie anhand von Fragebögen und Experteninterviews zu ermitteln, wie ein solches Tragesystem bei den Probanden in der Praxis ankommt, ob der Bedarf solch technischer Neuerungen aus der Sicht der Forstwirt*innen besteht und Akzeptanz erfährt.
Die erhobenen Daten und Ergebnisse sollen bei positivem Resümee als Grundstock und Ausgangspunkt für weitere Forschung und Entwicklung dienen.
Wir bedanken uns recht herzlich für das entgegengebrachte Vertrauen in unsere Arbeit und dem zur Verfügung gestellten Stipendium durch den Landwirtschaftlichen Rentenverein e. V. Ebenfalls möchten wir uns bei Herrn Florian Rauschmayr für die Betreuung der Arbeit und der außerordentlichen Hilfestellungen bedanken.