Was denken Konsument*innen über Laborfleisch? Ein Literaturüberblick von 2019 bis 2022

von Florens Schulze-Steinen

 

In meiner Bachelorarbeit habe ich mich mit dem Thema der Akzeptanz von In-vitro-Fleisch (IVF) bei Verbraucherinnen und Verbrauchern beschäftigt.
IVF beschreibt die künstliche Herstellung von Fleisch. Stammzellen werden einem Nutztier entnommen und vermehren sich anschließend in einer Nährlösung zu Muskelzellen und im weiteren Verlauf zu Muskelfasern. Entscheidend sind, neben der Nährlösung, elektrische Impulse, welche die Muskelfasern zum Wachstum anregen sollen. In Kombination mit dem 3D-Druck soll Fleisch hergestellt werden, wobei hier noch limitierende Faktoren wie zum Beispiel die Konstruktion eines Gefäßsystems bestehen.

Es gibt jedoch bereits Länder, in denen IVF in geringen Mengen auf dem Markt ist und es kann davon ausgegangen werden, dass ähnliche Produkte auch bald in Europa zugelassen werden.

Eine wichtige Frage, die viele Stakeholder der Produktion und Zulassung von IVF interessiert, ist, welche Faktoren die Akzeptanz von IVF bei den Konsumentinnen und Konsumenten bestimmen.


Zur Beantwortung dieser Frage habe ich einen Literaturüberblick über die Jahre 2018-2022 erstellt und analysiert. Nach Recherche der Literatur mit Hilfe der Prisma-Methode erhielt ich 11 nutzbare Quellen, die in meiner weiteren Analyse untersucht wurden. Anschließend konnte ich mithilfe des Schneeballverfahrens noch fünf weitere Studien finden, welche auch zu den Auswahlkriterien passten und damit auch in die weitere Analyse mitaufgenommen wurden. Die Grundlage für das Schneeballverfahren waren Review Artikel.

Im Verlauf der Analyse fand ich heraus, dass sich die Bereitschaft IVF zu konsumieren je nach Durchführungsland der Studie unterscheidet und von verschiedenen Faktoren abhängt. Trotzdem können bestimmte Prädiktoren festgestellt werden, welche länderübergreifend von Bedeutung sind. Diese betreffen soziodemographische Faktoren wie das Alter, das Geschlecht, die Bildung und die Herkunft. So ist die Akzeptanz von IVF besonders hoch bei gesellschaftlichen Gruppen, welche jung sind, einen hohen Bildungsgrad vorweisen, zumeist männlich sind und im urbanen Raum leben. Unterstützend für eine hohe Akzeptanz von IVF sind ein geringes Ekelgefühl und geringe Neophobie gegenüber Lebensmitteltechnologien. Des Weiteren wird beobachtet, dass potenzielle Verbraucherinnen und Verbraucher mit einer hohen Akzeptanz eine eher umwelt- und tierschutzfreundliche Einstellung haben.

Abhängig von den sensorischen Merkmalen von IVF, welche nah an konventionelles Fleisch heranreichen sollten, wird die empfundene Natürlichkeit des künstlich hergestellten Fleisches, und somit auch die Befürwortung durch die Konsumentinnen und Konsumenten, gesteigert. Förderlich für ein hohes Maß an Akzeptanz ist zuletzt die transparente Informationsversorgung der Bevölkerung in Bezug auf das Herstellungsverfahren, mögliche Vorteile und Chancen des Produktes, aber auch Nachteile und Risiken. Dies steigert zudem auch das Vertrauen in die Lebensmittelindustrie und das Endprodukt. Das Zusammenwirken der Faktoren erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer hohen Akzeptanz. Jedoch muss einschränkend gesagt werden, dass die gefundenen Ergebnisse in Bezug auf die Akzeptanz der Konsumentinnen und Konsumenten ungenau und durch die Bindung an die Bedingungen der Studien nicht generalisierbar sind.