Die Lager der Landwirte sind voll mit Tausenden Tonnen Pommes-Kartoffeln. Die Maßnahmen im Corona-Lockdown haben auch den Pommes-Konsum rapide sinken lassen.

Stillstand für die Pommes-Kartoffeln

Die Gastronomie stand lange still und viele Kantinen und Großküchen, die eine Großzahl an Pommes zubereiten, sind über Wochen geschlossen geblieben. Die Menschen kochen zu Hause und dafür ist die große, mehlige Pommes-Kartoffel meist nicht geeignet. Dadurch sind die Lager voll mit Tausenden Tonnen Kartoffeln, die eigentlich zu Pommes verarbeitet werden sollen. aber die Abnehmer fehlen! Bald werden diese keimen und müssen dann vernichtet werden. Der Landwirt Paul Freiherr von Boeselager aus Swisttal bei Bonn ist spezialisiert auf die Veredelungskartoffeln zur Herstellung von Pommes oder Chips. Der Verkauf ist durch die Corona-Krise massiv eingebrochen. „"Die aktuelle Situation bedeutet für uns eine existenzielle Krise", erklärt Boeselager im Gespräch mit ntv.

"Der Markt ist total zusammengebrochen"

Es fehlt nicht nur der Absatz aus dem Verkauf an Restaurants und Großküchen, auch die fehlenden Abnahmen für Veranstaltungen wie Fußballspiele oder Volksfeste tragen zu Buche. Hier wird gerne die ein oder andere Pommes bestellt, doch ohne Veranstaltung keine Pommes.

"Der Markt ist total zusammengebrochen", sagt auch Hans-Heinrich Wortmann vom Landschaftsverband Ruhr-Lippe. Großhändler können die Kartoffeln nicht mehr absetzen, die Bauern werden sie also nicht los: "Die Bauern sitzen auf einem Berg von mindestens 350.000 Tonnen", sagt Bauernpräsident Joachim Rukwied im Interview mit dem "Tagesspiegel" am 04.05.2020.

Finanzieller Schaden ist riesig!

Eine ewige Lagerung der Veredelungskartoffeln ist nicht möglich, denn sobald sie keimen, müssen sie vernichtet werden. Der Bauernverband rechnet in diesem Jahr, wegen mangelnder staatlicher Hilfen, mit bis zu 40 Millionen Euro Schaden.

Einer der geschädigten ist Bauer Wilfried Schulte-Schedding aus Herten. „Die Corona-Krise hat uns kalt erwischt! Der wirtschaftliche Schaden beläuft sich auf rund 50 000 Euro.“ beklagt sich der Landwirt gegenüber einer großen Tageszeitung. Auf den 60 Hektar großen Feldern  des Landwirtes werden rund 1200 Tonnen Industriekartoffeln produziert. Hier und Hier können Sie die entsprechenden Berichte nachlesen.

Kartoffeln werden zu Industriealkohol

Was tun mit den Mengen an Veredelungskartoffeln? Die Brennereigenossenschaft in Oberding (Bayern) nutzt die vollen Lager der heimischen Kartoffellandwirte für ein wichtiges Erzeugnis. Nach rund sieben Jahren brennt die Brennereigenossenschaft in Oberding (Bayern) seit Mitte März wieder Alkohol. Die Produktion hatte sich nach dem Ende des Branntweinmonopols nicht mehr gelohnt. Doch jetzt, zu Zeiten der Corona-Krise, haben die Maschinen eine wichtige Aufgabe. Es wird Ethanol hergestellt, der exklusiv an das Landratsamt Erding geht und anschließend zu Desinfektionsmittel weiterverarbeitet.

Gemeinsam gegen den Corona-Virus

„Ich habe aber immer gesagt: Irgendwann kommt der Tag, an dem die Anlage wieder in Betrieb geht“, sagt Fritz Müller, Vorstandsvorsitzender der Brennereigenossenschaft. Für die Produktion des Ethanols werden die in Übermaß vorhandenen Veredelungskartoffeln zur Herstellung von Pommes verwendet. In der ersten Woche hat die Brennereigenossenschaft 9.000 Liter Ethanol produziert, eine Menge, die für rund 11.000 bis 12.000 Liter Desinfektionsmittel ausreicht. Gemeinsam mit dem Stadtapotheker Armin Braun stellt die Feuerwehr die dringend benötigten Desinfektionsmittel her und wird anschließend an die Kliniken und Heime im Landkreis verteilt. Der übrige Alkohol wird an andere Gemeinden und Städte verteilt.

„Wir produzieren so lange, wie der Bedarf da ist“

Die Verantwortlichen der Brennereigenossenschaft Oberding freuen sich, dass sie ihren Teil dazu beitragen können, die Versorgung mit Desinfektionsmitteln sicherzustellen. „Wir produzieren so lange, wie der Bedarf da ist“, sagt Fritz Müller. Die Hoffnung besteht, dass auch nach der Corona-Krise die Gärbottiche und Kessel in Betrieb bleiben. Ob das Produzierte Ethanol dann für Desinfektionsmittel, Kosmetik oder Spirituosen verwendet wird, ist für Müller zweitrangig. „Hauptsache, die Anlage läuft. Das wäre schön.“ Hier finden Sie den entsprechenden Artikel.

Hinweis: Kenntnisstand: 13.06.2020. Der Bericht wurde nach bestem Gewissen und Wissen verfasst und recherchiert. Trotz großer Sorgfalt kann der LRV e.V. keine Haftung für die Inhalte übernehmen. Da sich die Lage durch die aktuelle Situation schnell verändern kann, bitten wir Sie sich auf entsprechenden Informationsseiten tagesaktuell auf dem Laufendem zu halten.