Warum werden Startups im Agribusiness gegründet?
Merle Aldag
betreut von Prof. Dr. Holger Thiele und Dr. Julia Köhn
Unternehmensgründer müssen immer arbeiten und sind dennoch einer ständigen Unsicherheit ausgesetzt. Solche und ähnliche Vorurteile könnten Personen davon abhalten, ein Startup zu gründen. Doch wie sieht die Situation der Gründer wirklich aus?
Ein Unternehmen ist eine rechtliche und wirtschaftlich finanzielle Einheit. Für den Erhalt und die Entwicklung des Unterneh- mens ist es wichtig, dass es einem erwerbswirtschaftlichen Prinzip folgt. Seine Rechtsträgerschaft bestimmt die Struktur.
Der Unterschied zu einem Startup ist, dass ein Startup ein kürzlich gegründetes Unter- nehmen mit einer innovativen Geschäftsi- dee und einem hohen Wachstumspotenzial ist. Alleine im Jahr 2020 wurden 542.000 Unternehmen neu gegründet. Im gleichen Jahr wurden dahingegen 2.857 Startups neu in das Handelsregister eingetragen, zusätz- lich zu den 70.000 bereits bestehenden Star- tups im Jahr 2019.
Der Entwicklungsprozess eines Startups ist durch verschiedene Phasen gekennzeichnet: Die Orientierungsphase (Pre-Seed), die Pla- nungsphase (Seed), die Gründungsphase (Startup), die Aufbauphase (1st Stage), die Wachstumsphase (2nd Stage) und die Rei- fephase (3rd oder Later Stage). Es gibt wei- tere Vorschläge der Aufteilung der Ent- wicklungsphasen, welche alle dabei helfen sollen, die Situation der Startups besser ein- schätzen zu können. Dies ist vor allem für Investoren interessant, welche sich mit Venture Capital oder als Business Angel am Startup beteiligen können. Venture Capital ist vor allem eine finanzielle Beteiligung am Startup, die von einer beratenden Unterstüt- zung begleitet sein kann. Business Angels sind hingegen erfahrene Gründer, welche sich durch Fachwissen, aber auch finanziell
am Startup-Unternehmen beteiligen. Auch Acceleratoren oder Inkubatoren können Startups im Entwicklungsprozess unterstüt- zen. Während ein Inkubator eine Institution ist, verbirgt sich hinter dem Begriff Ac- celerator ein Programm in einer Institution.
Auch im Agribusiness werden Startups ge- gründet. Als Agribusiness wird nicht nur die landwirtschaftliche Produktion bezeich- net, sondern auch alle am Nahrungsmittel- system beteiligten Parteien. Startups, die im Agribusiness gegründet werden, tragen oft die Bezeichnung „Agri-Food-Startup„ oder „Agri-Food-Tech-Startup“. Sie versuchen, Lösungen für die verschiedenen Herausfor- derungen in der Lebensmittelproduktion zu finden. Agri-Food-Tech-Startups weisen hierbei eine technologische Komponente auf.
Die Anzahl der Startups im Vergleich zu an- deren Ländern und Regionen macht deut- lich, dass in Deutschland, und vor allem im Norden von Deutschland, weitere Anreize für Startup-Gründer geschaffen werden müssen.
Um die Bestimmungsgründe für Startup- Unternehmen weiter zu untersuchen, wurde eine Umfrage mit 121 Personen durchge- führt, die ein Startup gegründet haben. Die Befragten kamen zu einem Großteil aus Deutschland und teilweise auch aus Däne- mark. Um die angegebenen Antworten bes- ser einordnen zu können, wurde außerdem ein Gründer aus Dänemark als Fallbeispiel interviewt.
Die Ergebnisse der Umfrage zeigen, dass der erweiterte Familien- und Freundeskreis einen positiven Einfluss auf die Gründungs- entscheidung der verschiedenen Personen hat. Gerade in der Ausbildungsinstitution und hier vor allem in Hochschulen kann die Präsenz des Themas
„Unternehmensgründung“ einen positiven Effekt auf die Gründungsaffinität der Stu- dierenden haben. Hierfür bieten sich bei- spielweise Lehrveranstaltungen zu diesem Thema an. Gerade in landwirtschaftlichen Studiengängen ist der Bedarf hierfür groß.
Ein weiteres Ergebnis der Umfrage war, dass der Zugang zu öffentlicher Förderung leichter werden muss. Im Interview mit dem dänischen Startup-Gründer wurde eine
des Scheiterns eines Startups könnte diesem Hindernis entgegenwirken.
Die meisten Befragten gaben an, sehr zu- frieden mit der Entscheidung zu sein, ein Startup zu gründen – nicht nur auf wirt- schaftlicher, sondern auch auf persönlicher Ebene. Sie konnten ihre Geschäftsideen aufgrund ihrer großen Leidenschaft für ihr Produkt umsetzen. Wären Förderpro- gramme leichter zugänglich und eine Absi-
Diese Gründe wurden von den Befragten für ihre Startup-Gründung genannt
mögliche Lösung genannt: Eine Anlauf- stelle, bei der sich die potenziellen Gründer einen Überblick über die Förderprogramme machen können.
Die Befragten nannten verschiedene Fakto- ren, welche sie zu einer Gründung bewegt haben. Genannt wurden beispielsweise be- sonders häufig „Selbstverwirklichung“ oder „Spaß an der Arbeit“. Sie werden in der Ab- bildung dargestellt.
Finanzielle Gründe hatten ebenfalls einen großen Einfluss auf die Gründung. Aller- dings waren sie häufiger ein Hindernis für eine Gründung, als der ausschlaggebende Grund. Eine soziale Absicherung im Falle
cherung auch im Falle des Scheiterns des Startups gewährleistet, könnten die Gründer mehr Kapazitäten für die Entwicklung ihres Unternehmens verwenden und die Hürde für eine Gründung wäre kleiner.
Ein leichterer Zugang zu Förderprogrammen und eine finanzielle Absiche- rung könnten mehr Personen zu einer Gründung bewegen.